Wenig reflektierte, aber erschreckend realistische Autobiographie über das Leben einer Frau im Irak.
In ihrer Autobiographie „Ich wähle die Freiheit“ beschreibt die Autorin Chalat Saeed mit Co-Autor Martin Redies ihr Leben als Frau im Irak.
Nach einer kurzen Einführung zu ihrem jetzigen Leben in Deutschland hat Chalat Saeed ihre Biographie zweigeteilt. Der erste Abschnitt beschreibt ihr Leben als Kind in einer kurdischen Familie, deren Vater schon verstorben ist. Als junges Kind noch relativ frei geht Chalat Saeed zur Schule. Ihr Verhältnis zu ihrem Vater ist sehr stark. Nach wie vor besucht sie regelmäßig sein Grab und vertraut ihm ihre Erfahrungen an. Chalat erfährt sehr schnell die einengenden und diskriminierenden Vorschriften des Islam und bekommt die Folgen zu spüren. Mit 10 Jahren wird sie von ihrem Brüdern aus der Schule genommen, um mit 14 Jahren an einen deutlich älteren Mann verheiratet zu werden. Von ihrer Ehe und der Geburt ihrer Töchter handelt der zweite Abschnitt des Buches.
Die Autobiographie ist chronologisch aufgebaut und der Schreibstil der Autorin ist gut zu lesen. Der Text ist teilweise in einer leichten, sich wiederholenden Sprache geschrieben. Vermutlich spiegeln sich hier die Kenntnisse der Sprache wieder, ungewöhnlich, aber dafür vielleicht realistischer. Schwieriger wird es, dass die Hintergrundinformationen öfters fehlen, so dass Teile der Erzählung wie aus dem Zusammenhang gerissen wirken. Auch fehlen mir die Reflexion des Geschehenen und die Darstellung der eigenen Meinung zu dem Erlebten. Für mich persönlich entscheidend ist aber, dass der Weg zum christlichen Glauben so gut wie keine Erwähnung findet. In der Einleitung wird kurz beschrieben, dass die Autorin getauft wurde und zum Abschluss wird auf ein – meines Erachtens - noch nicht geschriebenes Buch der Tochter verwiesen. Dieser Aspekt stand für mich bei der Auswahl dieser Autobiographie im Vordergrund, denn es war der entscheidende Grund, wie sich diese Biographie von anderen unterscheidet. Doch leider erfährt man hierüber nichts.
Nichtsdestotrotz beschreibt dieses Buch das erschreckende und frauenfeindliche Leben einer Frau im Irak. Für den europäischen Leser immer noch unvorstellbar, ist das Buch ein Weckruf, ein Verständnis für die unter dem Islam leidenden Frauen und Mädchen zu entwickeln. Daher kann ich es auch weiter empfehlen.