Da ich mich noch nie so richtig mit den Gedanken und dem Leben von Dietrich Bonhoeffer auseinandergesetzt und beschäftigt habe, kam mir das kleine Büchlein mit 140 Seiten, davon ca 20 Seiten Anhang, mit dem Titel „Erinnerungen an Dietrich Bonhoeffer - Entdeckungen in den Aufzeichnungen seiner Schwester Susanne“, von Jutta Koslowski, erschienen im adeo-Verlag, gerade recht.
Susanne Dreß, geb. Bonhoeffer war seine 3 Jahre jüngere Schwester, das 8. und letze Kinder der Eltern Bonhoeffer. Dietrich war Nr. 6.
Zwischen den jüngeren Kinder war eine besondere Verbundenheit und aus diesem Blickwinkel sind auch die Aufzeichnung Susannes zu verstehen.
Susanne sieht ihr Werk etwas als Autobiographie-Ersatz für Bonhoeffers eigenes nicht mehr mögliches Werk.
Susanne beschreibt wie sie ihren älteren Bruder als Kind erlebt hat, wie stolz sie auf ihren gut aussehende und talentierten Bruder war. Sie zeichnet ein Bild Bonhoeffers wie er als Jugendlicher war und seine vielen Talenten und seine religiöse Prägung auf, die eigentlich nicht durch ein strenges Elternhaus kam. Vielmehr lebten sie ihm Toleranz vor, zb beim Akzeptieren einer jüdischen Tante.
Susanne liefert mit ihren Erinnerungen wertvolles Quellenmaterial, das auch gerne wörtlich zitiert wird.
Dabei ist die Schrift leicht anderst, als im fortlaufenden Text von Jutta Koslowski, mir wäre der Unterschied im Schriftbild etwas deutlicher lieber gewesen.
Auch den Tag von Bonhoeffers Verhaftung am 3.4.1943 beschreibt sie ausführlich in ihren Aufzeichnungen. Ihre Aufzeichnungen enden jedoch nicht mit diesem Tag, sie fügt noch ein Kapitel „Dietrich Bonhoeffers Vermächtnis“ an.
Bei so einem doch etwas persönlicherem Buch habe ich Fotos vermisst, die sicherlich auf reges Interesse stoßen würden.
Gerne hätte ich auch noch das Buch „Aus dem Leben der Familie Bonhoeffer“ von der selben Autorin gelesen, das ist mir aber mit 49 Euro Anschaffungspreis zu teuer.
Das Buch ist sicherlich keine Auseinandersetzung mit Bonhoeffers theologischen Ansichten, hilft aber sich dem Menschen Dietrich Bonhoeffer zu nähern und kann als Einstieg in die weitere Beschäftigung mit seiner Person gesehen werden.
Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und fand den Schreibstil sehr angenehm.