TobyMac im Interview

„Im Leben gibt es keine Testläufe“

Im Interview spricht TobyMac über sein neues Album „This Is Not A Test“. Und verrät, wie es sich angefühlt hat, einen Song mit seinen Ex-Bandkollegen von „dcTalk“ aufzunehmen ...

„Im Leben gibt es keine Testläufe“
TobyMac
Warum heißt dein Album „This Is Not A Test“, zu Deutsch „Das ist kein Test“?

Das Album soll uns daran erinnern, dass es keine Testläufe im Leben gibt. Wenn du am Morgen aufwachst, dann kannst du den Tag nur ein einziges Mal leben. Du kannst natürlich versuchen, es am nächsten Tag besser zu machen, du kannst deine Fehler bekennen und Vergebung empfangen, aber du kannst den Tag nicht zurückholen. Ich möchte die Menschen daran erinnern, ihre Zeit weise zu nutzen: Lasst uns unsere Zeit dazu nutzen, um den König der Könige zu ehren, um andere Menschen zu lieben und für diejenigen da zu sein, die uns brauchen.



„Beyond Me“ war die erste Single-Auskopplung des neuen Albums. Gibt es eine Geschichte zu dem Lied?

Das Lied spiegelt ein Gebet wider, das ich jetzt schon seit über drei Jahren auf dem Herz habe. Es geht darum, dass ich Gott bitte, mich zu gebrauchen und etwas zu tun, das außerhalb meiner eigenen Fähigkeiten liegt. Wenn ich ins Studio gehe, bete ich immer: „Gott, befreie mich von all dem Müll in meinem Leben. Mach mich frei von meinen Unsicherheiten, meinem Stolz, meinen Zweifeln. Gebrauche mich, damit durch mich die Aufmerksamkeit auf dich gerichtet wird.“

Ein Highlight des Albums ist der Song „Love Feels Like“, den du gemeinsam mit deinen ehemaligen Bandkollegen von „dc Talk“ aufgenommen hast. Wie hat es sich angefühlt, wieder gemeinsam mit Kevin Max und Michael Tait im Studio zu sein?

Das war eine interessante Erfahrung. Ich glaube, viele haben einfach ein ganz komisches Bild von unserem Verhältnis zueinander. Aber die Wahrheit ist: Wir sind nach wie vor Freunde. Ich schreibe immer mal wieder eine SMS an Michael und Kevin. So bleiben wir ständig im Kontakt. Wir freuen uns füreinander, bangen miteinander ... Kevin hat mir neulich erst geschrieben, weil einer seiner Songs auf Platz 1 in den südamerikanischen Charts gelandet ist. Er meinte dann nur zu mir „Hab dich!“ - mein Song war zu diesem Zeitpunkt nämlich auf Platz 3. (lacht) Aber das meine ich eben: Das ist unsere Art von Freundschaft. Wieder einen Song mit ihnen aufzunehmen war wirklich sehr schön. Als ich „Love Feels Like“ geschrieben habe, hatte ich die beiden schon dafür im Kopf. Ich hatte auch schon eine Vorstellung davon, wie sie den Song interpretieren würden. Aber dann kamen sie mit ihren eigenen Ideen und haben es sogar noch besser gemacht, als ich es mir jemals hätte vorstellen können – mit ihren eigenen kleinen Melodien im Gesang und ihren ganz individuellen, stimmlichen Klangfarben.

Dein Sohn Truett rappt die Strophen in dem Lied “Backseat Driver”. Wie war es für dich, mit deinem Sohn zusammenzuarbeiten? Siehst du Truett eines Tages in deine Fußstapfen treten?

Truett ist ein sehr talentierter Junge. Das sage ich jetzt nicht nur, weil ich sein Vater bin, sondern auch, weil meine Freunde es mir gesagt haben. Freunde, denen ich vertraue und die mir immer die Wahrheit sagen würden, wenn ich es nötig habe (lacht). Es ist einfach wunderschön, ihn aufblühen zu sehen. Er ist jetzt sechszehn Jahre alt und fabriziert unten bei uns im Keller immer wieder neue Dinge. Er ist kein klassischer Künstler, der jeden Tag im Studio sing und rappt. Er macht seine eigene Musik, zieht sein Ding durch, kreiert seine eigenen Beats ... Er ist einfach sehr talentiert. Deshalb habe ich ihm vorgeschlagen, als MC an meinem neuen Album mitzuarbeiten. Und er ist sofort darauf angesprungen. Also ist er ins Studio gekommen und wir haben den Song aufgenommen und ich finde, er hat ihn gerockt. Ich bin wirklich sehr stolz auf ihn.

Wie bleibst du während deiner Tour auf dem Boden der Tatsachen?

Ich setze mir selbst Regeln. Wenn es manchmal etwas hektisch wird, dann zwinge ich mich, mein Bett nicht zu verlassen, bevor ich mich nicht mit Gottes Wort beschäftigt habe. Das mag kindisch wirken, aber im Herzen bin ich das eben auch noch. Manchmal möchte man einfach nur aufstehen und an den Unterhaltungen der anderen Tour-Mitglieder teilhaben, einen Kaffee trinken, Football oder Basketball schauen … Du wachst auf, hörst die Geräusche und möchtest sofort mitmischen. Aber es ist auch klar, dass du deine Bibel dann nicht in die Hand nehmen und keine Zeit mit Gott verbringen wirst. Also nehme ich mir die Zeit, lasse meine Vorhänge geschlossen und bleibe in meiner Koje mit der Bibel vor mir. Es sind die kleinen Dinge. Wir sind auf Tour wie eine große Familie. Oft haben wir sonntags unsere eigenen Gottesdienste, bei denen auch jemand predigt – meistens bin ich das, aber ich lasse das auch offen für andere. Wenn wir schon die meisten Sonntage nicht in unseren Gemeinden sind, dann wollen wir wenigstens eine eigene Gemeinde im Tourbus haben.

Du bist verheiratet und Vater von fünf Kindern. Wie gelingt dir die Balance zwischen Familie und Beruf?

Meine Familie – und das sage ich jetzt nicht aus einem Klischee heraus – steht bei mir an erster Stelle. Wenn sie mich brauchen, komme ich sofort angerannt. Das habe ich auch mit meiner Plattenfirma so vereinbart und mein Management unterstützt mich voll und ganz darin. Ich glaube, dass ich die Dinge in dieser Hinsicht etwas anders halte als die meisten anderen Künstler. Ich habe einfach ganz klare Grundregeln und Vorstellungen davon, wie etwas zu laufen hat. Ich bin in den Studiophasen von 10 bis 18:30 Uhr im Studio. Viele Künstler hingegen starten erst um den Mittag herum und bleiben dann bis tief in die Nacht. Aber mir ist es wichtig, beim Abendessen zu Hause zu sein. Wir sitzen dann gemeinsam am Tisch und reden über das, was am Tag so alles passiert ist. Dann mache ich den „Aufräum-Song“ an und wir gehen gemeinsam in die Küche. (lacht) Ehrlich, so läuft das bei uns. Wenn ich auf Tour bin, ist das natürlich nochmal etwas anderes. Wir touren immer nur von Donnerstag bis Sonntag und den Rest der Woche bin ich zu Hause. Ich gehe nicht für mehrere Wochen am Stück auf Tour. Ich möchte weder der Vater noch der Ehemann sein, der nie zu Hause ist. Ich möchte da sein für meine Familie. Video-Telefonate helfen da natürlich, aber es ist nicht zu vergleichen mit einem gemeinsamen Abendessen im Kreis der Familie.