Sein größtes Abenteur

Die Reise des Weltenbummlers geht jetzt zu zweit weiter

Seine Zeit als Alleinreisender ist nun vorbei: Im Juni heiratete Christopher Schacht seine Michal. Wie er sie untwegs kennenlernte, erzählt er uns im Interview.

Die Reise des Weltenbummlers geht jetzt zu zweit weiter
Foto: Micha Bührle
Christopher Schacht schreibt in seinem SPIEGEL-Bestseller „Mit 50 Euro um die Welt“ von seinen Abenteuern in fernen Ländern. Mit 50 Euro Startkapital bereiste er vier Jahre lang  45 Länder und legte 100.000 Kilometer zurück. Nun geht seine Reise weiter.

Du warst vier Jahre alleine unterwegs – das hat jetzt ein Ende … Wie kam das?


Ja, es ist schon verrückt: Ich bin um die ganze Welt gereist und nach vier Jahren ausgerechnet mit einer Deutschen zurückgekommen. Michal und ich haben uns während meiner Reise kennengelernt – allerdings war sie zuerst nur virtuell dabei. Sie hatte 2015 im Internet von mir gelesen und mich angeschrieben. Da ich unterwegs selten Internetzugang hatte, habe ich erst nach Wochen geantwortet. Und von da an haben wir uns 15 Monate lang fast täglich immer längere Nachrichten geschrieben. Im März 2017 haben wir uns dann zum ersten Mal „in echt“ getroffen – Michal ist nach Indien geflogen, wo ich gerade war. Uns wurde schnell klar, dass wir zusammengehören, und dieses Jahr im Juni haben wir geheiratet. Viele, die ich unterwegs kennengelernt hatte, waren da und haben mit uns gefeiert.

Wie erlebst du diesen Sprung ins Eheglück?


Der ist toll! Ich bin so froh, dass ich frisch verheiratet bin. Natürlich sind wir noch ganz am Anfang und sehr verliebt. Aber ich weiß auch von Paaren, die nach Jahrzehnten miteinander noch glücklicher sind als zu Beginn. Deswegen bin ich zuversichtlich und freue mich auf die nächsten Jahre. Das kann aber nur klappen mit Beziehungspflege. Beziehung und Ehe sind wie ein Garten, hat mir mal ein Ehepaar erzählt. Man kann einfach nur das gröbste Unkraut ausrupfen und den Rasen kurz halten. Oder man geht jeden Tag in den Garten und pflegt ihn liebevoll, sodass alles wächst und gedeiht und man ihn auch nach vielen Jahren noch genießen kann. Das möchten wir beherzigen. Aber auch jetzt schon ist es toll. Meine Reiseerfahrung hilft mir dabei, denn ich kann mich schnell auf Neues einstellen und Verände- rungen sind für mich normal.

Du warst schon in so vielen Ländern.  Welches Land habt ihr für eure Flitterwochen ausgewählt?

Kambodscha! Auf meiner Weltreise habe ich es dorthin nicht mehr geschafft. Aber die Kultur und die Menschen des Landes haben mich sehr interessiert, deshalb wollte ich das unbedingt nachholen. Meine Frau ist zum Glück genauso spontan wie ich. Deswegen haben wir auch unsere Flitterwochen ganz einfach gehalten: Wir haben nur die Flüge gebucht und alles andere einfach auf uns zukommen lassen.

Eigentlich sind Deutsche dafür bekannt,  dass sie gern Pläne schmieden …

Ich bin in manchen Sachen auch typisch deutsch geblieben. So lege ich weiterhin Wert auf Pünktlichkeit. Und ich genieße vieles in Deutschland. Das Zusammensein mit Familie und Freunden. Aber auch Banales wie Essen: Müsli mit Milch, Schwarzbrot, ein gutes Bier. Das ist schon typisch deutsch. Aber ich habe auch einiges aus anderen Kulturen gelernt.

Hast du ein Beispiel?

Ich bin viel gelassener geworden und habe aufgehört, so viel aufzurechnen. Ich möchte nicht mehr nach dem Prinzip leben: „Wenn du mir ein großes Geschenk machst, mache ich dir auch ein großes“. Viel schöner ist  das, was ich unterwegs erlebt habe: eine  „Es gibt von allem genug“-Mentalität. Ich habe großartige Gastfreundschaft kennengelernt, die ich auch selbst so leben will.

Was war deine wichtigste Erkenntnis während der Reise?


Ach, da gab es viele. Zum Beispiel, dass wir Menschen trotz aller kulturellen Unterschiede die gleichen Sehnsüchte, Wünsche und Fragen haben. Dass die allermeisten Menschen nett sind und einfach ein gutes Leben in Frieden führen wollen. Dass man unendlich viel zurückbekommt, wenn man freundlich und hilfsbereit durchs Leben geht. Dass die Welt unfassbar groß und wundervoll und vielschichtig ist und das Leben das größte Geschenk überhaupt. Für mich persönlich hatte die Erkenntnis den meisten Einfluss, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt, als wir vor Augen haben, und dass es sich lohnt, dem nachzuspüren.

Das tust du gerade und studierst Theologie. Warum?

Eigentlich hatte ich vor meiner Reise ein Stipendium für ein Informatikstudium. Aber inzwischen haben sich meine Prioritäten total verändert.  Ich habe auf der Reise schier unglaubliche Dinge mit Gott erlebt. Als ich zurückkam, war mir klar: Ich will mehr über Gott erfahren, mein ganzes Leben auf ihn ausrichten. Dass ich Gott begegnet bin, ist – abgesehen von Michal – das Beste, was mir passieren konnte. Und ich möchte den Segen, den ich erlebt habe, auch an andere weitergeben.

Das klingt, als hätte sich dein Leben um 180 Grad gedreht, seit du zurück bist.


Ja, so kann man das sagen. Ich habe das Theologiestudium begonnen, bin von Norddeutschland nach Hessen umgezogen, habe geheiratet. Ich habe so vieles in so kurzer Zeit gemacht. Der Terminkalender, der vor meiner Reise voll war und dem ich entfliehen wollte, ist jetzt also auch wieder gut belegt.

Nebenbei hast du einen SPIEGEL-Bestseller verfasst und bist jetzt ständig zu Medienterminen und Lesungen unterwegs. Das klingt stressig …


Es ist viel, aber es gibt einen wichtigen Unterschied zu vorher: Ich fülle meine Tage jetzt nur noch mit den Sachen, die ich gerne machen möchte. Auch das ist Freiheit!


Das Interview führte Clarissa Gröschen.







Was Christopher Schacht auf seiner Reise noch alles erlebt hat, lesen Sie hier.