Rockpoet Heinz Rudolf Kunze im Interview

Der Wahrheit die Ehre

Heinz Rudolf Kunzes Texte und Songs sind ein wohltuendes Gegenmittel gegen Populismus und Ignoranz

Der Wahrheit die Ehre
Foto: Martin Huch
Der Wahrheit die Ehre geben, gegen Lügen und Verunsicherung in unserer Gesellschaft
aufstehen: Heinz Rudolf Kunzes Texte und Songs sind ein wohltuendes Gegenmittel gegen
Populismus und Ignoranz und ein Sprachrohr für die „schweigende Mehrheit“. Im Interview nimmt er Bezug auf seinen Text „Wir sind die Menschen“ und worüber er sich aktuell Gedanken macht.




Sie sind 1956 in einem Flüchtlingslager in Espelkamp geboren worden. Was bedeutet Heimat für Sie?

Dass ich keine habe. Ich habe ostdeutsche Wurzeln und einen westdeutschen Lebenslauf. Insofern habe ich nur eine theoretische Herkunft und wechselnde Wohnsitze.


Ihr Text „Wir sind die Menschen“ ist in den sozialen Medien rasch populär geworden. Wie erklären Sie sich die hohe Resonanz?


Ich glaube, dass dieser Text der schweigenden Mehrheit, also der Mitte der Gesellschaft, aus dem Herzen spricht. Dass er von rechten Strömungen missbraucht wird, macht mich wütend.


Wie politisch ist Ihr neues Buch?

Um es mit Bob Dylans Worten zu sagen: „So politisch wie jeder gelungene Text.“


Worüber sind Sie aktuell besorgt?

Über den Tabellenstand von Werder Bremen (lacht). Im Ernst, es gibt hierzulande und überall leider so viele Gründe, sich Sorgen zu machen, dass ich keinen einzelnen herausstellen will.


Scheint Ihnen die Freiheit in Deutschland bedroht?

Ja, so sehr wie schon lange nicht mehr. Wir befinden uns in einem, wie der Journalist Ulf Poschardt so treffend sagt, „geistigen Klimanotstand“.


Was verstehen Sie unter Toleranz?


Das ist eine schwierige Frage. Jedenfalls nicht Selbstabschaffung.


Neben aller Brisanz gelingt es Ihnen, „momenthafte Wärmeschübe voller Glück“, wie Oliver Kobold im Vorwort schreibt, festzuhalten. Was ist Ihr Lieblingstext aus dem Buch?

Jeder. Ich liebe meine Kinder alle gleich.



Das Interview führte Ilka Walter



Eine Leseprobe zum Buch finden Sie hier.