Zwei Freunde, ein Ziel

Wir können es besser machen!

In ihrem Buch „Besser machen!“ gehen die beiden Freunde Christoph Waffenschmidt und Sven Plöger auf zuversichtlich stimmende Entwicklungen und Initiativen ein.

Wir können es besser machen!
© Foto: Deborah Pulverich
 „Es ist nicht alles furchtbar! Viele Fortschritte bei der Wiederbegrünung des Planeten, bei der Reduzierung der Kindersterblichkeit, im Umweltschutz, in der Medizin und großartige Initiativen, Projekte und Entwicklungen stimmen hoffnungsvoll. Es gibt wahnsinnig viel zu tun, lasst es uns anpacken!“

Sven Plöger & Christoph Waffenschmidt

Ihr neues Buch besteht aus intensiven Gesprächen über die spannenden Entwicklungen von Projekten auf dem ganzen Globus, die Sie besucht und unterstützt haben. Wie haben Sie sich eigentlich kennengelernt?

CW: Durch unsere Arbeit bei World Vision – Sven ist Mitglied unseres Kuratoriums – kennen wir uns schon seit vielen Jahren. Auf einer gemeinsamen Reise in Äthiopien, bei der wir uns vor allem unsere World Vision-Projekte zur nachhaltigen Wiederaufforstung angesehen haben, haben wir so viel intensive Zeit miteinander verbracht und so viel Gemeinsames entdeckt, dass es unvermeidlich wurde, Freunde zu werden.

SP: Ich habe mal zu Christoph gesagt, wir sind wohl eineiige Zwillinge, bei der Geburt getrennt (lacht). Es ist unglaublich bereichernd, sich mit Christoph auszutauschen. Wir sind beide sehr neugierig und möchten die Welt aus immer neuen Perspektiven betrachten, deswegen haben wir in unseren Gesprächen eine ungeheure inhaltliche Breite. Da gibt eins das andere. Trotzdem sorgt unsere gemeinsame rheinische Herkunft immer wieder für humorige Lockerungsübungen. Das ist bei ernsten Themen sehr wichtig.


Wer oder was hat Sie auf Ihren Reisen am meisten beeindruckt?

SP: Die Menschen vor Ort. Da steckt so viel Engagement drin und das beflügelt mich immer wieder, selbst aktiv zu bleiben und eine begründete (!) Hoffnung für eine bessere Zukunft zu behalten. Verlöre man sie, verlöre man auch jeden Antrieb. Und was mir so sehr gefällt an World Vision: Die Feinfühligkeit im Umgang mit den Menschen vor Ort. Sie werden als Partner wahrgenommen und nicht als Menschen, denen erklärt wird, was sie zu tun und zu lassen haben.


Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Gibt es noch Hoffnung, dass der Temperaturanstieg und die Kettenreaktion der Umweltkatastrophen, die damit einhergeht, gestoppt werden kann? Und was ist dafür dringend nötig?

SP: Ja, die Wissenschaft sagt klar, dass wir es theoretisch schaffen könnten. Und wenn etwas theoretisch möglich ist, dann behalte ich meine Hoffnung und versuche auf meine Weise zu unterstützen – also komplexe Wissenschaft für jede und jeden zu übersetzen, sprich verständlich zu machen. Unser Problem zwischen Theorie und Praxis: Es braucht klare politische Rahmenbedingungen, die zu diesem eigentlich einfachen Ergebnis führen: Wer die Umwelt sauber hält, muss reicher werden können als jemand, der sie verschmutzt.

 
Als Leiter von World Vision Deutschland sind Sie, Herr Waffenschmidt, ganz nah dran an aktuellen sozialen und humanitären Entwicklungen. Was ist aus Ihrer Sicht der bemerkenswerteste Fortschritt der letzten Jahre?

CW: Entwicklung ist immer ein gestalteter Prozess von zahlreichen unterschiedlichen Faktoren und handelnden Personen. Von daher kann ich gar nicht einen Punkt allein herausgreifen. Die Wiederaufforstungsmethode FMNR ist z.B. durch eine alte Art und Weise der Behandlung von Bäumen und Pflanzen so nachhaltig erfolgreich. Neu? Nein. Aber trotzdem unwahrscheinlich innovativ. Damit wurden schon mehrere Millionen Hektar Land wiederbegrünt. Oder die rasante Digitalisierung weltweit. Sie verhilft afrikanischen Ländern zu ganz neuen Möglichkeiten, als wirtschaftliche Akteure gegen weiter entwickelte Länder zu bestehen.



Sie nennen auch die Klimakrise als Grundursache für bewaffnete Konflikte und damit als mögliche Fluchtursache der Menschen nach Europa. Welche Länder werden Ihrer Meinung nach besonders von den Entwicklungen betroffen sein? Und welche Verantwortung sehen Sie künftig für Europa?

SP: Der Klimawandel schränkt den für den Menschen nutzbaren Lebensraum ein und hierdurch werden Konflikte ausgelöst und verstärkt. Wenn etwa der Meeresspiegel bis zum Ende des Jahrhunderts um einen Meter steigt, so sind zig Millionen Menschen gezwungen, ihren bisherigen Platz zu räumen. Europa trägt durch seine Emissionen massiv zu diesen Klimaänderungen bei, von denen wir – wie der Sommer 2021 sehr deutlich durch unglaubliche Regenfluten und Überschwemmungen gezeigt hat – ja auch selbst nicht verschont werden. Wir haben Jahrzehnte klimapolitisch verschlafen und sind jetzt in wirklich der Pflicht, tätig zu werden.


Was macht Ihr Buch besonders lesenswert?


CW: Es geht um die großen Fragen der Welt, wie globale Gerechtigkeit und Klimawandel. Es geht aber auch um Freundschaft, Herkunft und Leidenschaft. Und dass wir eine echte Chance auf eine gelingende Zukunft haben können.

SP: Genau das hätte ich wörtlich auch gesagt, wir sind eben eineiige Zwillinge. Vielleicht noch ergänzt: Das Buch ist extrem vielseitig, weil wir die unterschiedlichsten Aspekte zusammentragen und – so sagten ein paar Freunde, die vorab etwas lesen durften – sehr lebendig erzählen. Und man kann auch ein bisschen Meteorologie lernen; Dinge, die man seltener hört: Zum Beispiel, warum es Medicanes – die kleinen Brüder der großen Hurrikane – im Mittelmeer gibt und wie sie sich im Zuge des Klimawandels verhalten werden.


Das Interview führte Ilka Walter.