Ein grossartiges Buch mit viel Humor!
Das Thema Resilienz, die Widerstandsfähigkeit, boomt – so scheint es zumindest auf dem Büchermarkt. Und nun noch ein weiteres Buch? Dies ist (k)ein Resilienz-Ratgeber. Samuel Koch will zeigen, was Menschen stark macht, was sie wieder aufstehen lässt und warum er selbst nicht an seinem Schicksalsschlag verzweifelt ist. Der Hirnforscher Gerald Hüther steuert aktuelle Ergebnisse aus der Forschung bei.
Erster Eindruck: Das Buch hat ein auffälliges Cover, eine für ein Sachbuch angenehme Grösse und einen tollen Titel – gefällt mir sehr gut. Mehr zum Layout weiter unten.
Samuel Koch ist mir, wie wahrscheinlich den meisten Lesern, aufgrund seines schrecklichen Unfalls im Fernsehen ein Begriff. Es ist bewundernswert, wie er mit seinem „neuen“ Leben umgeht – Chapeau! Für dieses Buch hat Samuel Koch mit sehr vielen Menschen gesprochen, so z.B. mit Glücksforschern, Mördern, Ärzten, Topmanagern, Schauspielern, Todkranken und „Giselas von nebenan“. Die Situation von letzteren scheint auf den ersten Blick nicht so „schlimm“, wie die von anderen, aber subjektiv ist sie eben doch schlimm.
Der Humor des Autors hat mir sehr gut gefallen; er fragt sich zu Beginn z.B., was Resilienz eigentlich sein soll. „Eine seltene Erbkrankheit? Ein ins Deutsche übersetzter französischer Nachtisch? Eine Selbsthilfegruppe für faule Menschen?“ Es gibt zuhauf Ratgeber zu diesem Thema mit „sieben Säulen der Resilienz“ – eigentlich müsste man nur alle sieben befolgen und das Leben wäre soooo einfach! Tja, so funktioniert es bekanntermassen nicht (ich bin sehr froh, dass das auch endlich mal gesagt wird). Und das ist manchmal auch schon das Problem mit Ratgebern: Man hat das Gefühl, versagt zu haben, denn obwohl man die Punkte befolgt hat, ist nicht plötzlich alles Friede-Freude-Eierkuchen… Jeder weiss, dass eine optimistische Grundhaltung gescheit ist („Das-Glas-ist-halb-voll-carpe-diem-glaub-an-dich-und-lebe-deinen-Traum-aufstehen-Kopf-hoch-Krone-richten-weitermachen-blablabla“); bei kleineren Problemen mag das funktionieren, bei grösseren häufig nicht.
Noch ein paar Worte zum Layout: Es ist höchst selten, dass ich nebst meinem ersten Eindruck noch mehr über das Layout schreibe. Aber hier ist es so speziell, dass ich es unbedingt erwähnen will. Ich habe noch nie ein Sachbuch gesehen, dass rechts unten ein Stehaufmännchen-Daumenkino hat! Grossartig! Auch die mehrfarbige Gestaltung mit Zeichnungen gefällt mir ausgezeichnet. Das Inhaltsverzeichnis ist z.B. in Spiralform abgebildet. Sachbücher haben manchmal die Tendenz, etwas zu trocken dargestellt zu werden.
Fazit: Hoffnung, Glaube, Dankbarkeit, Vergebung, Disziplin – dies sind nur einige der angesprochenen Themen. Die Beispiele aus der Bibel waren sehr gut gewählt. Mir ist durch dieses Buch u.a. bewusst geworden, dass eine zu starke Ausrichtung auf Selbstoptimierung lähmend sein kann. Ein grossartiges Buch, das mich sehr zum Nachdenken gebracht hat (das Beste und Schlimmste, was einem ein Buch antun kann) – 5 Sterne.