Ihre Erzählung beruht auf wahren Begebenheiten. Was haben Sie selbst erlebt?
Meine Erlebnisse schildert vorwiegend die Ich-Erzählerin Kiki. Vor allem die innere Welt dieser Figur entspricht meinen Erlebnissen, aber auch alle anderen Figuren haben Anteile von mir. Ich habe die tatsächlichen Erlebnisse zugespitzt, übertrieben und kreativ ergänzt.
Da halte ich es mit dem berühmten Erich Kästner, der sagte: „Ob etwas wirklich passiert oder nicht, das ist egal. Hauptsache, dass die Geschichte wahr ist! Wahr ist eine Geschichte dann, wenn sie genauso, wie sie berichtet wird, wirklich hätte passieren können.“
Mit welchen Gefühlen sind Sie nach der Krebs-Reha nach Hause gefahren?
Hunger. (lacht) Nein, im Ernst. Ich bin mit gemischten Gefühlen nach Hause gefahren. Sechs Wochen hatte ich das Gefühl zu leben, mit jedem Kilometer, den ich mich meiner Heimat näherte, wuchs die Sorge, dass ich wieder in das Hamsterrad meines vollgepackten Alltags geraten würde. Ich wusste, ich will und muss etwas ändern, aber ich wusste nicht, wie das gelingen sollte. Und als ich wieder zu Hause in meiner Wohnung war, kam mir alles fremd vor. Ich fühlte mich wie nach einem Ausflug in eine bessere Welt, in der ich ein Stück von mir zurückgelassen hatte.
Ihr Erzählstil ist voller Humor, aber auch tragischen Episoden …
Humor und Tragik liegen eng beieinander. Das Leben ist eine Achterbahn der Gefühle und der Erlebnisse, so wie diese Erzählung. Das klingt ein wenig abgehoben: Aber wo Schatten ist, da ist auch Licht. Selbst wenn etwas noch so schlimm ist, es gibt sie immer, die guten Momente. Es ist eine Frage der Sichtweise, eine Entscheidung.
Haben Sie manchmal Angst, dass Sie die Erkrankung wieder einholen könnte?
Natürlich. Ich denke, jeder, der einmal von Krebs betroffen war, sieht dem nächsten Kontrolltermin beim Arzt mit einem mulmigen Gefühl entgegen. Das begleitet einen ein Leben lang. Umso wichtiger ist es, dass man sein Leben genießt. Das müssen nicht die großen Dinge sein … Es sind die Kleinigkeiten des Alltags, Spazierengehen in der Sonne, Zeit mit guten Freunden, ein schönes Buch …
Das Bewusstsein, dass das Leben ein Geschenk darstellt, ist entscheidend. Wenn es einem gelingt, ein erfülltes Leben zu führen, dann hat das Risiko einer erneuten Krebserkrankung keinen so großen Schrecken. Selbst wenn es mich jetzt wieder erwischen würde, könnte ich sagen: Aber die letzten zehn Jahre, die waren richtig gut!
Das Interview führte Ilka Walter.
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